Warum die Begegnung mit unseren Schattenanteilen uns helfen kann, seelische Wunden zu heilen.
Als Kind habe ich mir oft geschworen: wenn ich groß bin, werde ich anders sein als die Erwachsenen. Ich war davon überzeugt, dass ich meine Kinder immer verständnisvoll und gerecht behandeln würde. Als Erwachsene ist mir das leider nicht immer gelungen. Da stellte ich plötzlich Gefühle und Verhaltensweisen an mir fest, die ich noch gar nicht kannte und die ich überhaupt nicht mochte…
Inhalt:
1 Gefühle, die uns über uns selbst erschrecken lassen
2 Getriggert: sich den eigenen Empfindungen ausgeliefert fühlen
3 Schattenanteile: Gefühle, die wir „in die Verbannung schicken“
4 Was ans Licht will, übt noch mehr Druck aus, wenn es immer wieder weggedrängt wird
5 Selbstverurteilung: nicht verstehen, warum man empfindet, wie man es „nicht sollte“
6 Schuldgefühle, Selbstverurteilung und ihre Ursache
7 Teufelskreis: vom Opfer in die Täterrolle zum nächsten Opfer
8 Unsere Schattenanteile wollen gesehen und geheilt werden
9 Unsere ungeliebten Empfindungen verstehen, hilft auch anderen
10 Impuls
Gefühle, die uns über uns selbst erschrecken lassen
Am liebsten hätte ich solche Empfindungen in irgendeine dunkle Ecke abgeschoben, vergessen und nicht mehr gefühlt. Aber was wir so von uns weisen und „in den Schatten verbannen“, ist nicht einfach weg und bahnt sich irgendwie immer wieder den Weg. Es hat mit unseren seelischen Wunden zu tun und will gesehen werden. Es kann uns etwas über uns sagen, was wir zum Heilwerden brauchen.
Der Samen für unsere seelischen Wunden und unser Selbstbild
Die Meisten von uns haben ihre Kindheit sicher nicht ausschließlich als harmonisch empfunden und die Atmosphäre in der Familie, in der sie aufgewachsen sind, nicht immer nur als liebevoll, fördernd und stärkend. Bestimmt nicht alle gleichermaßen in der Intensität und Weise, aber wer hat sich nicht mal ungerecht behandelt gefühlt? Wir waren klein, abhängig und konnten nichts dagegen tun. Da kann sich einiges an Gefühlen anstauen.
Getriggert: sich den eigenen Empfindungen ausgeliefert fühlen
Solche frühen Erfahrungen haben einen enorm prägenden Einfluss auf unser Selbstwertgefühl und können sich auf unser ganzes Leben auswirken. Eine Leserin meinte einmal, dass sie sich ganz furchtbar dabei fühle, wenn sie sich bewusst mache, welche Folgen ihr Verhalten auf ihre Kinder haben kann. Es gäbe aber immer wieder Situationen, die sie dermaßen triggern, dass sie aus der Haut fahren würde. Und obwohl sie sich immer wieder vornehmen würde, sich zurückzunehmen, würde der Automatismus wieder zuschlagen, ehe sie es richtig merkt und ihre Gefühle sie überwältigen.
Schattenanteile: Gefühle, die wir „in die Verbannung schicken“
Als Mutter hatte ich auch solche Momente, in denen ich über mich selbst erschrocken war. Wenn es Situationen gab, in denen ich aus der Haut gefahren bin und meine Kinder für eigentlich nichtige Anlässe ausschimpfte, war ich nicht stolz auf meine Empfindungen. Ich konnte meine Gefühle und Reaktionen nicht verstehen, so kannte ich mich nicht. Ich glaube, wir neigen dazu, so etwas am liebsten an uns nicht wahrzuhaben. Denn wenn wir es wahrhaben und nicht verstehen, was unsere Gefühle in Wahrheit hervorgerufen hat, fühlen wir uns schlecht.
Gefühle, die man „nicht haben darf“: Begegnung mit unserer „dunklen Seite“
Wütend, aggressiv, ungerecht ist man selbst doch nicht - das sind doch höchstens andere. Möchte man gerne glauben. Niemand will als aggressiv gelten oder unbeherrscht. Und bei einer Mutter werden grundsätzlich schon ständig mütterliche Gefühle vorausgesetzt. Etwas anderes hat in unserer Gesellschaft keinen guten Ruf.
Was ans Licht will, übt noch mehr Druck aus, wenn es immer wieder in die Dunkelheit abgeschoben wird
Unglücklicherweise taucht meistens ein weiteres seltsames Phänomen auf, wenn wir einfach versuchen, unsere ungeliebten Emotionen zu unterdrücken: sie scheinen sich noch zu verstärken (dazu gleich mehr).
Es gibt Empfehlungen, Wut und alle Gefühle in uns einfach rauszulassen. Das sehe ich nicht so einfach:
Es kann sich zerstörerisch auswirken, Aggressionen einfach rauszulassen, solange man sie nicht versteht.
Ebenso, wenn solche Gefühle immer wieder unterdrückt werden. Dann können sie irgendwann richtig explodieren oder sich selbstzerstörerisch gegen uns selbst richten.
Selbstverurteilung: nicht verstehen, warum man empfindet, wie man es „nicht sollte“
Es gibt immer Gründe, warum wir so empfinden und reagieren, wie wir das tun - sie haben mit unseren eigenen seelischen Wunden zu tun. Aber wenn wir nicht verstehen, warum wir so empfinden, verurteilen wir uns meistens dafür. Dabei bräuchten wir Verständnis und Mitgefühl mit uns selbst: die ungeliebten Anteile, die wir an uns nicht wahrhaben wollen, verbergen ungesehenes Leid...
Schuldgefühle und Selbstverurteilung haben ihre Ursache meistens in der Kindheit
Wenn uns in der Kindheit seelische Wunden zugefügt werden, können Wut und Ohnmachtsgefühle oft nirgendwo hin. Auch wenn dies in den meisten Fällen sicher nicht bewusst und absichtlich geschieht: es ist so, dass wir als Kind abhängig vom Wohlwollen der Erwachsenen sind. Wir befinden uns in der schwächeren Position und können nichts gegen ihre Macht tun. Lassen sie sie uns spüren, müssen wir solche Gefühle zwangsläufig unterdrücken, weg sind sie dadurch aber nicht.
Erfahrungen, die unerträgliche Gefühle verursachen und sie uns verdrängen lassen
Manche sind sogar so stark, dass es unerträglich wäre, es zuzulassen, sie zu fühlen. Wenn verletzende Erfahrungen besonders traumatisch erlebt werden, können die damit verbundenen Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit, Scham und Verwirrung sogar regelrecht abgespalten werden. Man kann sich so vielleicht besser vorstellen, wie in den entsprechend negativ besetzten Bereichen so etwas wie Gefühlskälte entstehen in kann. Und, dass es sogar möglich ist, dass auch das Unrechtsempfinden infolge abgespaltener, nicht gefühlter Gefühle verloren geht oder nur noch eingeschränkt empfunden wird.
Teufelskreis: vom Opfer in die Täterrolle zum nächsten Opfer
Die unterdrückten Gefühle eines früheren Opfers brechen später oft dann wieder auf, wenn es sich auf einmal in einer stärkeren Position befindet und die Hilflosigkeit Schwächerer spürt bzw. die Abhängigkeit von jemand, der sich in einer schwächeren Position befindet.
Mit dem Begriff “Täter” meine ich hier nicht nur die “schweren Fälle”, sondern immer, wenn jemand durch eine stärkere Stellung sein Gegenüber (noch mehr) schwächt - sei es bewusst und gewollt oder, wie sicher in den meisten Fällen, unbewusst und ungewollt.
In vielen Fällen geschieht das bei den eigenen Kindern. Aber auch durch den Chef, der seine Machtposition deutlich seine Mitarbeiter spüren lässt oder den Kunden, der über Gebühr darauf pocht, als König behandelt zu werden... Dir fallen bestimmt noch mehr Beispiele ein.
Angestaute Emotionen suchen ein Ventil
Tragischerweise macht die Schwäche bzw. untergeordnete Position eines Anderen es erst möglich, dass die aufgestaute Wut, die ursprünglich nirgendwo hinkonnte, so ein Ventil zum Druckausgleich findet. Das frühere Opfer gibt seine Verletzung weiter, wird damit zum Täter und der Schwächere zum nächsten Opfer – ein Teufelskreis.
Unsere Schattenanteile wollen gesehen und geheilt werden
Um diesen Teufelskreis zu unterbrechen, ist es wichtig, dass wir unsere eigenen Gefühle ernst nehmen. Wenn durch Schwächere unerklärlich abwehrende Reaktionen in uns ausgelöst werden, können wir davon ausgehen, dass dies mit aufgestauten Emotionen aus unseren eigenen seelischen Verletzungen zu tun hat.
Wenn wir uns dafür schämen, verurteilen und sie abschieben, unterdrücken wir sie erneut. Wodurch sie eher noch verstärkt werden, denn sie wollen aus dem Schatten endlich ans Licht. Doch solange sie unerkannt und nicht bewusst sind, können sie sich leichter unkontrolliert auswirken.
Unsere ungeliebten Empfindungen verstehen, hilft auch anderen
Wir tun nicht nur uns selbst einen Gefallen, wenn wir stattdessen bereit sind, die eigenen Empfindungen zu verstehen und gut mit uns umzugehen. Statt Selbstverurteilung brauchen wir Mitgefühl mit uns selbst. Wenn wir verstehen, verurteilen wir nicht mehr, und das wirkt sich positiv auf unsere Ausgeglichenheit aus. Wenn wir mehr fühlen, was uns bewegt und die Gründe verstehen, können wir auch andere besser verstehen. Wir werden nicht mehr so schnell durch sie getriggert und werden nicht mehr so gewaltig von unseren Reaktionen überrollt.
Impuls:
Ungewollte Emotionen, für die du dich schämst, haben immer einen Grund. Mache dir einmal bewusst, dass es einen Ursprung für solche Gefühle gibt, der durch äußere Einflüsse und nicht durch deine Verantwortung entstanden ist.Spüre einmal in dich rein, wie sich das anfühlt. Spürst du einen Unterschied?
Vielleicht erinnerst du dich an Momente in deiner Kindheit, in denen du dich ungerecht behandelt gefühlt hast und es hilft dir, dich in das Kind hineinzuversetzen, das du einmal warst. Wie hat es gefühlt?
Mitgefühl für die eigenen seelischen Wunden ist die Basis, um sie heilen zu können und nicht mehr ungewollt weiterzugeben.
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Wer schreibt hier?
Ich bin Karin Franken, Reinkarnationstherapeutin, Entspannungspädagogin und energetische Heilerin. Ich gehe gerne in die Tiefe, denn in unserem Inneren schlummern viele Schätze, die entdeckt werden wollen.
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