Gabe oder Einbildung?
Kann das Bauchgefühl eine verlässliche Entscheidungshilfe sein?
Obwohl viele Menschen bereits gute Erfahrungen damit gemacht, ihrem Gefühl, einer Ahnung, ihrer Intuition zu folgen und das sogenannte Bauchgefühl mittlerweile eine breitere Akzeptanz gefunden hat, gilt es prinzipiell nicht als verlässliche und ernstzunehmende Basis für Entscheidungen. Warum sollte das Gefühl in die richtige Richtung lenken und eine bessere Entscheidungshilfe sein als das Abwägen von Fakten?
Können wir noch wahrnehmen, wie wir es ursprünglich taten?
Auf der anderen Seite wird seltsamerweise auch oft dazu geraten, nicht so viel mit Kopf zu denken und mehr das Herz sprechen zu lassen – aber meistens fällt es uns grundsätzlich schon schwer, zu unterscheiden, ob der Kopf nicht mitmischt. Während es für uns als Kind vollkommen normal war, unserem Gefühl zu folgen, können wir uns als Erwachsene kaum noch vorstellen, so wahrnehmen, wie wir es als Kind getan haben. So, als würden wir in einer Welt leben, in der man keine Vergangenheit kennt und es keine Bewertungskriterien gibt.
Statt gefühlsmäßig und spontan aus dem Moment heraus zu handeln, orientieren wir uns also üblicherweise bei der Suche nach passenden Lösungen eher an bekannten Erfahrungswerten. Die sind schließlich auch für andere nachvollziehbar zu erklären, im Gegensatz zu einem Gefühl, einer Ahnung oder inneren Gewissheit, die nur derjenige kennt, der sie in sich spürt.
Was nicht beweisbar ist, gibt es nicht?
Und da im Selbstverständnis unserer Gesellschaft so etwas wie Intuition und innere Stimme grundsätzlich kaum vorkommt oder eine ernsthafte Berechtigung findet, gibt es auch kein ausgeprägtes kollektives Bewusstsein für sie. Es fällt natürlich schwer, etwas überhaupt zu bemerken, was es demnach gar nicht gibt und dann auch noch zu benennen, was es ausmacht. Und so beeinflusst die tief verwurzelte gewohnte Denk- und Wahrnehmungsweise unserer Gesellschaft stark die Sichtweise auf unsere Intuition und was sie wirklich für uns bedeutet.
Nehmen wir übersinnlich wahr, ohne es zu wissen?
Trotzdem kennen die meisten von uns Alltagssituationen wie solche, in denen man angestrengt über einen Begriff oder Namen nachdenkt, der einem nicht einfällt. Und sobald wir nicht mehr daran denken, ist er plötzlich da.
Es gibt Tage und Momente, in denen sich alles wie von selbst positiv zu fügen scheint oder kreative Ideen wie aus dem Nichts kommen. Das ist meistens dann, wenn wir in einer entspannten Verfassung sind und sich die Dinge entwickeln können, ohne dass sich der Verstand aufgrund seiner Erwartungen und Vorkehrungsmaßnahmen ständig einmischt. Momente, in denen wir, wie es so schön heißt, im Fluss sind.
Viele Menschen haben auch schon erlebt, dass sie in einer Gefahrensituation von einer inneren Stimme gewarnt wurden. Andere hatten Vorahnungen, die sich später als wahr erwiesen. Sogar manch großartige neue Erfindung soll durch solche inneren Wahrnehmungen oder durch Träume, die entscheidende Impulse lieferten, entstanden sein.
“Äpfel mit Birnen vergleichen” verursacht Nachteile
Verstand und innere Stimme funktionieren nach unterschiedlichen Prinzipien und können eigentlich nicht miteinander verglichen werden. Aber auch so etwas wie Intuition, Bauchgefühl und innere Stimme werden üblicherweise aus der Wahrnehmungsweise des Verstandes bewertet. Das beeinträchtigt die Wahrnehmung unserer inneren Stimme.
Wenn uns das bewusst ist, wie auch, was Verstand und innere Stimme ausmachen, können wir sie leichter wahrnehmen:
Wie ”tickt” der Verstand? Und wieso ist er oft so streng mit uns?
Die Lernerfahrungen des Verstandes bauen aufeinander auf. Für wiederkehrende Abläufe ist es hilfreich, so auf einmal Erlerntes und Verinnerlichtes zurückzugreifen zu können. Vergangene Erfahrungen dienen als Bewertungsmaßstab und erzeugen damit auch Erwartungen für zukünftige Ereignisse (s. a. „Die Entstehung unserer Glaubenssätze“). Unsere Überzeugungen legen fest, was wir für wahr halten. Dadurch fällt es uns aber auch schwer, den gegenwärtigen Moment unbeeinflusst von ihnen wahrzunehmen. Durch diesen „Wahrnehmungsfilter“ wird der Zugang zu unserer Intuition und inneren Stimme erschwert (s. a. „Warum unser Kopf Grenzen setzt“).
Wenn wir dem, was unser Verstand für richtig und wahr hält - seinen Bewertungsmaßstäben - aber nicht entsprechen können, sind wir oft sehr streng mit uns. Unsere Anstrengungen, sie zu erfüllen, können uns mächtig unter Druck setzen, so dass wir oft glauben, uns verbessern zu müssen.
Unser Verstand sucht üblicherweise so nach Lösungen, wie wir es gelernt haben und gewohnt sind, indem wir uns - mit dem Kopf - Wissen aneignen, von dem wir glauben, dass es uns noch fehlt. Zur Wahrnehmung unserer inneren Weisheit das aber eher hinderlich.
Unser liebevoller Teil - was macht unsere innere Stimme aus?
Unsere innere Stimme macht sich leiser und feiner bemerkbar als unser Verstand. Wir übergehen sie leichter, besonders, wenn sie, wie oben erwähnt, in unserer Vorstellung gar nicht existiert und, weil sie anders mit uns kommuniziert als unser Verstand.
Die Verbindung zur Stimme unserer inneren Weisheit fühlt sich, im Gegensatz zur oft kritischen Stimme unseres Verstandes, immer gütig und weise an. Aber sie gibt auch deutliche Botschaften. Wenn wir bereit sind, uns dafür zu öffnen und sie anzunehmen, hilft sie auf liebevolle Weise auch das wahrzunehmen, was unser Ego mit seinen Überzeugungen und seinem Selbstbild oft nicht sehen will, womit wir uns aber selbst im Weg stehen.
Wenn wir unerwartete und einleuchtende Antworten auf unsere Fragen wahrnehmen, ist das ein Zeichen dafür, in echtem Kontakt mit unserer inneren Weisheit zu stehen und nicht von den Überzeugungen unseres menschlichen Egos beeinflusst werden. Die Botschaften unserer inneren Stimme sind bewertungsfrei, sie vermitteln neue Sichtweisen, unterstützen Kreativität, eröffnen Möglichkeiten und Ideen, die man vorher nicht sehen konnte. Ein echter Kontakt zur inneren Stimme ist immer mit angenehmen Gefühlen verbunden - man fühlt sich ausgeglichen, verstanden und nicht alleine.
Entspannt sein verändert die gewohnte Wahrnehmung
Den Zugang zu unserer Intuition erhalten wir meistens eher "zufällig", in Momenten, in denen er nicht durch unsere Prägungen und Überzeugungen blockiert wird. Oder wir erhalten ihn durch eine bewusste erwartungsfreie Ausrichtung für unsere innere Stimme. Dies braucht Ruhe, Entspannung und innere Ausrichtung (Hilfreiches dazu findest du hier), weil der Vorstand sich meistens automatisch erst einmal in den Vordergrund drängt.
Ein zusammenfassender Überblick:
Intuition und innere Stimme verbinden mit der inneren Wahrheit -
mit dem, was ist und auch in unserer menschlichen Realität wäre, wenn unsere Wahrnehmung nicht von unseren Glaubenssätzen beeinflusst würde. Unsere Intuition entspricht viel mehr der unbeeinflussten fühlenden Wahrnehmungsweise, die wir als Kind noch verstärkt besaßen, als der des Verstandes.
Die Wahrnehmung eines Kindes ist eine gänzlich andere als die verstandesgeprägte der Erwachsenen. Einander zu verstehen fällt daher oft schwer. Solange Kind und Erwachsener auf sehr unterschiedliche Weise wahrnehmen und Erwachsene durch ihre Wahrnehmungsweise die Welt des Kindes nicht nachempfinden können, ist kaum vermeidbar, dass ein falsches Selbstbild entsteht und wir uns von unserer inneren Wahrheit entfernen. Als Erwachsene ist uns oft nicht einmal bewusst, wenn das so ist. Wie sehe ich mich eigentlich selbst? Darum wird es anderes Mal gehen.
Hat dir dieser Beitrag gefallen? Dann erfährst du hier mehr zum Thema: Die innere Stimme hören - 6 grundlegende Erkenntnisse, um zu deinem inneren Potenzial vorzudringen
Wer schreibt hier?
Ich bin Karin Franken und gehe gerne in die Tiefe. Denn in unserem Inneren schlummern viele Schätze, die entdeckt werden wollen.
Die besten Antworten liegen in uns selbst. Mit meinen Beiträgen möchte ich dich deinen inneren Schätzen näher bringen.
Mehr über unser eigentliches Wesen
und wie es dazu kommen konnte, dass wir uns von einem essenziellen, erfüllenden Teil unseres Selbst entfernt haben, sowie die Annäherung an unser ursprüngliches Wesen, findest du in meinem Buch „Aus dem Gleichgewicht“.
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