Was tun, wenn man unfreiwillig alleine lebt und gerne offener wäre, um leichter einen möglichen Partner zu finden, der Gemütszustand das aber behindert?
Gerne oder unfreiwillig alleine leben?
Manche Singles, die gerne alleine leben, tun dies bewusst, weil sie die damit verbundene Unabhängigkeit und Freiheit schätzen, gut alleine sein können, soziale Kontakte auf anderem Weg pflegen und ihren Wert nicht davon abhängig machen, einen Partner zu haben. Das werden vermutlich die wenigsten unter den Singles sein.
Andere, die alleine leben, tun dies, weil sie Angst vor Nähe haben und sich lieber zurückziehen, um nicht verletzt zu werden (darüber habe ich ausführlicher im letzten Blogbeitrag "Angst vor Nähe" geschrieben).
Wieder andere, die alleine leben, suchen Bestätigung in immer wechselnden Partnern und unverbindlichen Kontakten. Dies ist meistens auch eine Strategie, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Dahinter verbirgt sich ebenfalls oft die Angst, dass jemand zu nahe kommen könnte, und damit dabei vermeintliche Schwächen nicht entdeckt werden, wird schnell wieder der Rückzug angetreten. Da gibt es dann durchaus Parallelen zu denjenigen, die sich ganz verschließen.
Dann gibt es noch diejenigen, die alleine leben und sich einen festen Partner wünschen, aber aus nicht erkennbaren Gründen keinen finden:
Unglücklich alleine leben:
Glückliche Paare fallen dir besonders auf. Das tut weh. Du fühlst dann das Alleinsein besonders, kommst dir außenstehend vor. Du hast das Gefühl, ungeliebt zu sein und abgelehnt zu werden. Das macht unsicher und weckt Zweifel, ob du nicht gut genug bist.
Je länger du unfreiwillig alleine lebst, umso mehr verlierst du den Glauben, jemand zu finden, mit dem du glücklich bist, und das verstärkt gleichzeitig den Glauben, dass das tatsächlich so ist.
Sich abgelehnt und alleine fühlen führt innerlich zu Anspannung und erschwert eine Öffnung
Der Schmerz des Abgelehnt- und Alleinfühlens führt innerlich zu mehr Anspannung. Im Prinzip weißt du, dass es denjenigen, die nicht aktiv auf Partnersuche sind, leichter fällt, offen zu sein und Kontakte zu knüpfen. Aber auch, wenn du dir wünschst, lockerer an die Sache ranzugehen und das versuchst - dein Befinden sagt dir etwas anderes.
Fokussierung auf den Mangel
Fast jeder kennt diesen kleinen "Test": Man soll an etwas Bestimmtes nicht denken und tut es dann erst recht. Man richtet damit seine Aufmerksamkeit auf das, was vermeintlich nicht in Ordnung ist und kann dadurch kaum noch für etwas anderes geöffnet sein, für das Positive.
Bleibe bei dir - das unangenehme Gefühl nicht verdrängen
Natürlich neigen wir dazu das, was unangenehm ist, zu verdrängen. Aber verdränge das Gefühl jetzt trotzdem nicht. Irgendetwas in dir möchte, dass es gesehen wird. Sonst wäre es nicht da. Deshalb bleibe damit bewusst ganz bei dir und schenke dir und deinem Gefühl deine volle Aufmerksamkeit.
Das kannst du am besten, wenn du alleine bist, und du kannst das Gefühl auch später wieder hervorrufen, indem du dich wieder an die Situation erinnerst, in der du dich nicht gut gefühlt hast. Das Gefühl ist in dir, auch wenn du dich zwischenzeitlich ablenkst. Deshalb wird es ja auch immer wieder in ähnlichen Situationen hochkommen.
Nimm dich ernst - das unangenehme Gefühl wahrnehmen:
Versuche ruhig zu werden, tief durchzuatmen, deinen Körper zu entspannen und lasse dein Gefühl dabei zu. Wenn du ruhiger wirst, kannst du die Gedanken, die dazu hochkommen, zulassen - aber mache dir keinen Druck.
Womit hängt das unangenehme Gefühl zusammen?
Es stecken meistens Verletzungen dahinter, die du bereits als Kind erfahren hast - zu wenig Zuwendung, Bestätigung und bedingungslose Liebe oder gar gewaltsame Erfahrungen, körperlicher und/oder emotionaler Art - und nicht ausdrücken konntest. Wenn du dich dafür öffnest, kannst du sie wahrnehmen. (Buchempfehlung: Gabriela Bunz-Schlösser: Hand in Hand mit dem inneren Kind - Wie Sie Bedürfnisse aus der Vergangenheit nachholen und alte Wunden heilen) Bagatellisiere sie nicht selbst und gehe gut mit dir um, wie mit jemand, der dir besonders nahe steht - wie eine gute Freundin.
Das tröstet und du wirst ruhiger, klarer und kannst deinen Schmerz besser verstehen. Mache das am besten so oft wie möglich, denn tief verinnerlichte Glaubenssätze und Prägungen können hartnäckig sein, und durch Übung fällt es mit der Zeit leichter.
Es gibt folgende passende Weisheit:
"Anspannung ist, was du denkst, das du sein solltest.
Entspannung ist, was du bist."
Asiatische Weisheit
Bewusster und klarer durch Entspannung und Wahrnehmung
Bewusstheit geht nur in Entspannung. In Entspannung wird der Blick klarer, und Impulse und Einsichten können leichter in´s Bewusstsein vordringen. Anspannung hingegen versperrt den Zugang.
Den Unterschied zwischen An- und Entspannung spüren
Es ist hilfreich, den Unterschied zwischen An- und Entspannung auch einmal bewusst zu fühlen. Wie fühlt es sich unter Anspannung an? Kann ich dann klar denken? Wie fühlt es sich dagegen unter Entspannung an?
Deshalb ist es gut, immer mal wieder innezuhalten und sich das bewusst zu machen - bewusst beobachten, was da gerade passiert und bewusst machen, dass man sich dem Gefühl unterordnet, welches in der Anspannung hervorgerufen wird, und man ihm damit Macht über sich gibt.