Geistiger Diebstahl

Warum sich ein Ideen-Dieb auch selbst schadet
und zum Umgang mit Vertrauensbrüchen

 
 

Fassungslos las ich den gerade geöffneten Newsletter einer Bekannten, mit der ich vor einiger Zeit einmal zusammen gearbeitet hatte. Ich erkannte darin sofort wesentliche Teile meines einführenden Textes wieder, auf dem meine kürzlich überarbeitete Website basiert.
Ein darin vorkommendes Beispiel hatte sie mehr ausgeschmückt, als ihren hauptsächlichen Aufhänger genutzt und etwas andere Formulierungen verwendet. Aber abgesehen davon, dass “eine Mutter spürt, wenn sie ihrem eigenen (geistigen) Kind gegenüber steht”, war ihr Text in seiner grundlegenden Aussage und vielen inhaltlichen Details meinem so ähnlich, dass dies einfach kein Zufall sein konnte.

Ich konnte auch deswegen nicht an Zufall glauben, weil ich ihr einige Tage zuvor erst eine Mail geschickt hatte, nachdem wir länger keinen Kontakt hatten. Mit meiner Nachricht wollte ich sie etwas trösten und aufbauen, weil es ihr laut ihrem davor verschickten Newsletter offensichtlich gar nicht gut ging und ich das aus eigener Erfahrung ganz gut nachvollziehen konnte. Denn ich mochte sie und hatte auch ihre Arbeit immer geschätzt.

Ein Vertrauensbruch durch Personen, die man mag, ist besonders hart

Eine Antwort habe ich von ihr nicht erhalten. Dafür schien sie wohl durch meine Kontaktaufnahme angeregt worden zu sein, meine Website zu besuchen und mehr als nur Inspiration für ihre Arbeit gefunden zu haben. Anfangs genannter Newsletter war so formuliert, als wäre sein gesamter Inhalt alleine ihr geistiges Werk. Das war gefühlt für mich wie eine schallende Ohrfeige und ein unbegreiflicher Vertrauensmissbrauch, der besonders schmerzt, wenn man die Person eigentlich schätzt, die ihn begeht.

Was sagt mir meine Reaktion über mich?

Trotzdem neige ich so einem Fall dazu, erst einmal nicht wahrhaben zu wollen, hintergangen worden zu sein. Was ich auch irgendwie verdrängt hatte, jetzt allerdings plötzlich wieder in mein Bewusstsein trat: es war nicht das erste Mal, dass sie so etwas getan hatte. Bereits vor einiger Zeit hatte sie schon einmal einen erstaunlich ähnlichen, wie einen meiner kurz zuvor veröffentlichten Blogartikel verfasst. Damals wollte ich das noch dem Zufall zuschreiben, obwohl es sich auch da schon nicht so anfühlte.

Wenn ich in solchen Fällen meine Gefühle ignoriere, gehe ich auch selbst nicht gut mit mir um. Diese Neigung hat mit seelischen Verletzungen zu tun, die schon früh tief in meinem Inneren die Überzeugung eingeprägt haben, selbst nicht so wichtig zu sein und sogar Nachteile zu erwarten, wenn ich auf Grenzüberschreitungen reagiere. Solche alten Prägungen können in so einer Situation wieder hochkommen, auch wenn man sie eigentlich schon kennt. Dann ist es wichtig, selbst aufmerksam und wertschätzend mit sich umzugehen.

Ehrlich mit sich selbst bleiben

Natürlich kann man eine Nachahmung auch als schmeichelhaft sehen. Wenn die eigenen Inhalte von anderen übernommen werden, zeugt es schließlich davon, dass die eigene Idee gut sein muss. Es ist allerdings gut, sich klarzumachen, ob man dieses Argument nicht nur nutzt, um sich die Sache schön zu reden, wenn man mehr als nur eine Quelle der Inspiration war. Und dann als eigentlicher Urheber der Inhalte ungenannt bleibt, in die man viel Zeit, Herzblut und Hingabe gesteckt hat.

Sind bekanntes Wissen und Normen das Maß aller Dinge?

Manche argumentieren auch, dass im Grunde nichts vollkommen neu erfunden werden kann, weil alle Gedanken in irgendeiner Form bereits existieren würden. Sofern man von allem Wissen ausgeht, das wir in unserer Welt kennen, trifft das oberflächlich betrachtet sogar in gewisser Weise zu. Denn wenn wir bei unseren eigenen Ausarbeitungen vorgehen, wie wir das normalerweise gewohnt sind, stützen wir uns in der Regel auf Wissen, das schon besteht und bauen darauf auf oder passen es an. Doch auch bei der Betrachtungsweise, dass wir nur auf bereits existierendes Wissen zugreifen, das allen zur Verfügung steht, können wir das auf unsere ganz individuelle Wahrnehmungsweise tun, die kein Allgemeingut ist.
Bekanntes Wissen, Normen und allgemein anerkannte Gepflogenheiten als Maß aller Dinge vorauszusetzen, macht es uns jedoch grundsätzlich schon schwer, unsere Einzigartigkeit zu spüren.

Die vom gewohnten Denken unbeeinflusste Wahrnehmungsweise

Bei den Impulsen, die wir durch eine echte Verbindung mit unserer inneren Weisheit erhalten, sieht das etwas anders aus. Ihre Botschaften können nur fließen, wenn wir unserem Geist keine Grenzen mit unseren Erfahrungen und Erwartungen setzen und bekanntes Wissen nicht als Maß aller Dinge voraussetzen - damit etwas von gewohntem Denken Unbeeinflusstes fließen kann. Auf diese Weise sind auch weitestgehend die Inhalte meiner Website entstanden. Und so hat mir auch meine innere Stimme wieder geholfen, den Vertrauensbruch von einer anderen Seite sehen zu können.

Größere Zusammenhänge begreifen hilft bei der Verarbeitung

Das war gut, um den möglichen Antrieb hinter dem Ideenklau besser zu verstehen und, dass ich mir selbst mit Groll und Rachegefühlen auf Dauer auch nicht gut tue. Denn damit blockiere ich meine Lebensfreude, und meine Kreativität hat es schwer, zu fließen. Das alles verstehe ich erst richtig, wenn ich mich auf meine innere Weisheit einlasse und die Erkenntnisse, die ich durch sie erhalte, in meinem Inneren spüren kann.

Die Ideen anderer als eigene auszugeben, hat immer damit zu tun, sich auf Kosten anderer zu erhöhen. Wer das tut, muss einen Mangel in sich empfinden, weil er sonst nicht glauben würde, sich aufwerten zu müssen. Leider tragen wir fast alle seelische Verletzungen in uns, die uns auf die eine oder andere Weise das Gefühl geben, nicht gut genug zu sein.

Warum ein Ideen-Dieb sich von seiner eigenen Schöpferkraft abschneidet

Wer es für nötig hält, die Ideen anderer zu übernehmen und als eigene auszugeben, um mehr darzustellen, schneidet sich von seiner eigenen, einzigartigen Schöpferkraft ab, weil er nicht wirklich an sie glaubt. Dabei tragen wir alle einen reichen, ganz individuellen Schatz in uns.

"Blicke in dich.
In deinem Inneren ist eine Quelle, die nie versiegt,
wenn du nur zu graben verstehst."
(Marc Aurel)

Durch unsere gewohnte Art des Denkens fällt es uns nur oft schwer, Zugang zu unserer inneren Quelle zu finden. Wer nicht daran glaubt und sich stattdessen des inneren Reichtums anderer bedient, blockiert den Zugang zu sich selbst, so wie er wirklich jenseits seiner Überzeugungen und seines Selbstbilds unverfälscht ist. Vorhandenes Mangelempfinden wird damit aufrechterhalten bzw. nur vorübergehend überdeckt durch den vermeintlichen Triumph über jemand anderen oder, indem man sich vielleicht sogar vormacht, die Idee stamme tatsächlich von einem selbst. Manchmal sitzen die Verletzungen so tief, dass auch das Unrechtsbewusstsein verloren geht.

Unsere innere Stimme kann uns zu innerem Frieden verhelfen

Die Erkenntnisse, die ich wieder durch meine innere Stimme finden durfte, haben mir so auch geholfen den Vertrauensbruch zwar nicht gutheißen, aber auch in einem anderen Licht sehen zu können und mich nicht mehr davon so gelähmt zu fühlen.

Wenn wir die Verbundenheit mit unserem natürlichen Sein und unserer inneren Stimme wieder finden, verlieren Gefühle der eigenen Unvollkommenheit und damit Macht und Konkurrenzkampf ihre Bedeutung, weil wir in uns selbst ausgeglichen sein können, was sich letztendlich auch positiv auf alle auswirkt.

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Wer schreibt hier?

Ich bin Karin Franken, Reinkarnationstherapeutin, Entspannungspädagogin und Autorin des ganzheitlichen Ratgebers “Aus dem Gleichgewicht”. Ich gehe gerne in die Tiefe, denn in unserem Inneren schlummern viele Schätze, die entdeckt werden wollen.

Die besten Antworten liegen in uns selbst. Mit meinen Beiträgen möchte ich dich deinen inneren Schätzen näher bringen.

 

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