Die Ausschreitungen im Sommer 2018 in Chemnitz haben uns - gerade durch die unmittelbare Nähe im eigenen Heimatland - noch einmal besonders hautnah vor Augen geführt, woran die Menschen seit Jahrtausenden immer wieder scheitern - dauerhaft in Frieden zu leben. Wenn man mit Gewalt und Aggression konfrontiert wird, geschieht oft etwas Merkwürdiges. Es löst meist Empörung und Unverständnis aus oder auch Beklemmung, so dass man sich lieber verkriechen und nicht damit auseinandersetzen möchte - auch wenn man es nicht gutheißt.
Welche Emotionen durch die Konfrontation mit Gewalt geweckt werden, hat viel mit den persönlichen Erfahrungen zu tun.
Was untergründig schwelt und klein beginnt, kann unbeachtet weiter wachsen. Befürchtungen um die weitere Entwicklung sind deshalb ernst zu nehmen. Die meisten Menschen wollen sicher, dass Übergriffigkeit und Gewalt nie mehr so an Wucht gewinnen und eskalieren kann wie im 3. Reich. Denn je mehr Menschen sich hinter einer Sache vereinigen, umso stärker wird ihre Energie und zieht noch mehr Menschen an.
Je mehr Menschen eine Auffassung vertreten, umso stärker wird die Kraft ihrer Energie.Wichtig, sich bewusst zu sein, was man vertritt und was man damit stärkt.
Das heißt eben auch, dass eine friedvolle Atmosphäre wachsen kann, wenn sie von vielen Menschen vertreten wird. Es ist jedoch schwer, in eine wirklich friedvolle innere Haltung zu finden, wenn der Antrieb zur Gegenreaktion aus Wut, Empörung und Feindseligkeit erfolgt, auch wenn es verständlich ist. Deshalb ist es wichtig, sich bewusst zu sein, was genau man vertritt und welche Energie man damit stärkt. Die innere Haltung ist dabei fast noch wichtiger als das, was man nach außen vertritt.
Äußerer Frieden hängt mit innerem zusammen.Die innere Haltung bewirkt mehr als meist bewusst ist.
Es hat immer auch mit den eigenen Erlebnissen zu tun, welche Gefühle geweckt werden. Verletzende Erfahrungen tragen wir fast alle in uns - diejenigen, denen Toleranz und Achtung für andere fehlen, meist in besonderem Maße. Je stärker die seelischen Verletzungen, umso leichter fühlt sich jemand unverstanden und angegriffen. Das unbeachtet zu lassen erhöht die Gefahr, dass die Intensität von Unverständnis, Intoleranz und Hass sich verstärken kann. Denn es trägt auch nicht zum eigenen inneren Frieden bei - sich darüber klar zu sein schon. Es stärkt eine bewusste innere Haltung.
Verstehen trägt mehr zu Ausgeglichenheit bei als Schweigen oder Verurteilung. Es bedeutet nicht das Tolerieren von Unrecht.
Warum fühlen wir uns so oft unverstanden? Wir glauben meistens das, was uns durch Gesellschaft und unser Umfeld vermittelt wurde und das oft über viele Generationen hinweg. Aber was davon ist wirklich von uns selbst? Der rationale Verstand erklärt uns, wie die Welt ist und wir zu sein haben. Das Gefühl sagt oft etwas anderes und wird übergangen, wenn es nicht in dieses Schema passt. Vorschriften, Belehrungen und Ermahnungen haben eher den Effekt, sich erst recht missverstanden zu fühlen.
Eine von außen vorgegebene Wahrheit entfernt von der inneren Selbstwahrnehmung.Wir leiden, wenn wir uns nicht verstanden fühlen.
Viele Menschen folgen einer Mehrheit ohne wirklich zu wissen, warum sie das tun. Es ist unter manchen Umständen nicht einfach, Wut und Empörung über das Verhalten anderer nicht nachzugeben und zu versuchen, Ursachen zu verstehen. Oft genug versteht man sich selbst nicht und geht streng mit sich um. Unter Gleichgesinnten fühlt man sich eher angenommen und bestätigt, was nicht immer tatsächlich so ist und vielleicht nur so scheint. Den verständnisvollen Umgang mit sich selbst kann das nicht ersetzen, weil so das eigene Wohlbefinden von anderen abhängt. Es kann deshalb unter Umständen auch in eine unerwünschte Richtung führen.
Einer Mehrheit zu folgen ohne sich bewusst zu sein warum, kann ungewollte Folgen haben.Sich selbst wahrnehmen und verstehen schützt davor.
Frieden beginnt im eigenen Inneren, beim Kontakt mit sich selbst und der Aufmerksamkeit für die eigenen inneren Wunden, Sehnsüchte und Bedürfnisse. Sich verstehen und annehmen ermöglicht eine friedvolle innere Haltung und eine bewusstere Aufmerksamkeit auch für das, was nicht nur außen sichtbar ist.