- Liebe dich selbst - aber wie? -
Die Frage, ob man sich selbst liebt, ist für viele schwierig zu beantworten. Gewöhnlich stellt man sie sich gar nicht. Man weiß es meistens nicht und hinterfragt es auch nicht. Im Gegenteil - Selbstliebe wird häufig mit Egoismus und Eigenlob verwechselt. Echte Selbstliebe geht aber nicht auf Kosten anderer. Das geschieht nur, wenn man versucht, fehlende Wertschätzung für die eigene Person durch Erhöhung über andere auszugleichen. Deshalb ist Selbstliebe sogar Voraussetzung, auch andere wirklich annehmen zu können. Wenn man den Nächsten lieben soll wie sich selbst, heißt das doch auch, man muss erst einmal sich selbst lieben. Denn wenn man das nicht tut, kann man auch andere nicht lieben.
Meistens meint man, man liebt sich, wenn man von anderen anerkannt wird - wie durch Leistung, Hilfsbereitschaft oder Aufopferung. Man glaubt, man muss nur genug TUN und sich "richtig" verhalten, dann erhält man dafür Anerkennung, und dann ist man liebenswert. Das ist eine Orientierung außerhalb von sich selbst, die abhängig von anderen und deren Werten ist. In einer leistungsgeprägten und vergleichenden Gesellschaft sind wir das so gewohnt. Womit identifiziert man sich und den eigenen "Wert"? Was bleibt, wenn das wegfällt, wie durch Krankheit, Arbeitsplatzverlust, Trennung?
Wie stellt man fest, ob man sich liebt? Es fällt häufig leichter, zu merken, wenn man sich nicht liebt - sich nicht wohl mit sich fühlt, nicht gut mit sich alleine sein kann, sich selbst nicht genügt und Ablenkung von der eigenen Gesellschaft sucht. Wenn man Wertschätzung und Anerkennung durch andere sucht, die man sich selbst nicht zugesteht.
Die Wahrheit des Herzens
Man liebt sich, wenn man der Wahrheit des eigenen Herzens nahekommt. Wenn man sich gut beobachtet und wahrnimmt, welche Themen man als besonders anziehend und faszinierend empfindet, erhält man ein Gefühl dafür - auch oder gerade, wenn sie nicht dem "Mainstream" oder der eigenen Erziehung und Prägung entsprechen. Man spürt es, wenn man sich bei der Auseinandersetzung damit von tiefem Sinn erfüllt fühlt - unabhängig von der Meinung und den Werten anderer. Dann ist man im Einklang mit der eigenen Seele - dem höheren geistigen Selbst. Das kann man nur, wenn man ganz bei sich ist, ohne sich an anderen zu orientieren und zu messen. Wenn man alle leistungsbezogenen Vergleiche und den ganzen Ballast an Vorstellungen über sich selbst loslassen kann, liebt man sich - denn im Einklang mit dem höheren Selbst geschieht dies von selbst.
Die erlernte Wahrheit
Leider fällt dies oft schwer - Prägungen und Überzeugungen sitzen tief und bilden eine andere Wahrheit außerhalb des höheren Selbst. Wenn man durch Glaubenssätze, die ihr widersprechen, davon abkommt, identifiziert man sich wieder mehr mit gewohnten Normen, Maßstäben und orientiert sich an anderen. Es kann als großes Hindernis empfunden werden, wenn die Menschen des eigenen Umfelds oder die Gesellschaft, in der man lebt, die eigenen Herzensthemen ablehnen, als falsch ansehen oder man es selber auch nur glaubt. Dadurch gerät man meistens in einen inneren Konflikt und verleugnet sogar die eigene innere Wahrheit vor sich selbst - aber dann liebt man sich nicht.
Krise als Chance, die eigene innere Wahrheit zu erkennen
Krisen können auch eine Chance sein, dies überhaupt erst zu merken und Gewohntes zu hinterfragen. Tut das Gewohnte und Erlernte mir noch gut? Was fehlt mir, was brauche ich, und was kann ich tun, um es zu erfüllen? Hinter inneren Konflikten können sich Bedürfnisse verbergen, die die Seele verwirklichen möchte. Es gehört zu meiner Lebensaufgabe, sie zu erkennen, sie mir zu erlauben und mich zu selbst lieben.