"Worüber schreibe ich nur meinen nächsten Blogbeitrag?" grübele ich. In den letzten Tagen hatte ich einiges anderes zu erledigen, und ich war noch nicht dazu gekommen, mich näher mit einem passenden Thema zu befassen - ein paar flüchtige Einfälle, aber noch nicht die zündende Idee, mit der ich wirklich zufrieden war. In meinem Kopf schwirren die Gedanken: "Jetzt wird es aber wirklich Zeit!" "Wenn man einen Blog führt, sollten die Beiträge regelmäßig erscheinen!", heißt es. Vor meinem inneren Auge erscheint der erhobene Zeigefinger: "Du musst jetzt endlich einen neuen Beitrag schreiben! Nun mal endlich ran - beeile dich, du hast schon viel zu viel Zeit verplempert." - Und schon ist die Blockade perfekt!
Innerlich geht das Rollo runter, ich fühle mich gehetzt, und mir fällt gar nichts mehr ein. Dabei ist dies doch eigentlich eine Aufgabe, die mir große Freude bereitet. Nun stelle ich mir selber dieses Bein - ärgerlich!
Mit so einer Blockade versperre ich mir den Zugang zu Intuition und Inspiration. Wie das Wort Blockade schon sagt: Hier geht es nicht weiter, hier kann nichts fließen. "Müssen" und "Sollen" erzeugen innere Spannung. Die Freude an der Sache geht verloren und das, was man eigentlich erreichen möchte, wird erschwert und der Stress erhöht.
Deshalb versuche ich ruhiger zu werden, um mir die Gedanken, die hinter dieser Blockade stehen, einmal aus distanzierterer und neutralerer Sichtweise anzusehen. Womit bremse ich mich gerade selber aus? "Du musst das machen." "Ohne Fleiß kein Preis." "Das ist nicht gut genug." "Du bist so ungeschickt." "Du kannst das nicht." "Du schaffst das nicht." "Andere können das besser." "Man darf keine Schwäche zeigen, um in der Gesellschaft bestehen zu können."
Die Meisten von uns haben auf die eine oder andere Weise erfahren, dass sie nur liebenswert sind und Zuwendung erhalten, wenn sie bestimmte Leistungen erbringen und Erwartungen erfüllen. Wenn diese Bemühungen dann auch noch auf Kritik stießen und oft als nicht gut genug dargestellt wurden oder gar die Person als Ganzes kritisiert und in Frage gestellt wurde, ist die Verwirrung und der innere Konflikt besonders perfekt. Was soll man denn nun tun? Leistung erbringen, die perfekt ist, in einer bestimmten Zeit? Aber das kann man doch nicht, denn es/man ist ja nie gut genug.
Solche Forderungen, Erwartungen und Kritiken aus unserem Umfeld entbehrten objektiv meistens jeder Grundlage, weil sie immer nur subjektiv getroffen werden konnten. Aber selbst, wenn sie gerechtfertigt gewesen wären und gut gemeint waren, waren sie in den meisten Fällen für ein gesundes Selbstwertgefühl nicht hilfreich. Heute kommt die Kritik meistens von innen - in Situationen, in denen wir uns selber aufgrund unserer Prägungen unter Druck setzen oder weil wir bei Kritik von außen unbewusst in Resonanz dazu gehen, d. h. uns bspw. angegriffen fühlen, wenn wir unbewusst glauben, dass es stimmt, etwas "falsch" oder nicht gut genug gemacht zu haben. Letztendlich können aber nur wir selber unseren "inneren Richter" wirklich beeinflussen.
Meinen "inneren Richter" kenne ich zwar schon eine Weile ganz gut, trotzdem falle ich in bestimmten Situationen immer noch oft genug auf ihn rein und mache mir so das Leben unnötig schwer.
In einem japanischen Sprichwort heißt es: "Wenn du es eilig hast, mache einen Umweg". Das heißt für mich in diesem Zusammenhang: Fühlst du dich ausgebremst, gehetzt und blockiert, atme tief durch, versuche erst mal zur Ruhe zu kommen und mache dir klar, was hier los ist, um dann zu entscheiden, ob es Sinn macht, dem "inneren Richter" die Führung zu überlassen.
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