Wie die Wahrheit in den Kopf gelangte

…und unser Denken und unsere Wahrnehmung beeinflusst

 
 
 

Stell dir einmal vor, du stehst zum ersten Mal in deinem Leben vor einem Berg, hast so etwas noch nie gesehen und noch nie davon gehört. Was denkst du, würdest du in diesem Fall empfinden? Vielleicht staunen, ehrfürchtig sein oder etwas beängstigt oder noch etwas anderes?

Wie wäre unsere Wahrnehmung ohne Worte?

Du weißt also auch nicht, wie dieses Gebilde vor dir genannt wird. Wie würdest DU diese Erscheinung vor dir beschreiben, welche Bezeichnung würdest du ihr geben? Wie würdest du diesen Begriff bilden? Aus welchem Hintergrund heraus würde er entstehen und was hätte er mit dir zu tun? Müsste er nicht mit deiner Wahrnehmung zu tun haben - damit, wie du das Beschriebene empfindest? Könnte deine Beschreibung überhaupt anders erfolgen? Nehmen wir an, du empfindest dieses Gebilde vor dir als gewaltig und beeindruckend.

Und stell dir jetzt einmal vor, du würdest von zwei Menschen begleitet, die genau wie du ebenfalls noch nie einen Berg gesehen haben und keinen Namen dafür kennen. Wenn einer von ihnen dieses gewaltige Massiv als beängstigend empfinden würde, der andere dagegen als kalt und schroff, und dies auch so beschreiben würde, welche eurer Beschreibungen würde stimmen? Jede Beschreibung hätte doch mit der jeweiligen Empfindung des Einzelnen zu tun. 

Was bedeuten unterschiedliche Empfindungen in Verbindung mit Worten?

Wieso fällt es uns oft so schwer, unsere innere Stimme zu hören? So, dass wir kaum glauben können, dass es sie überhaupt gibt? Ob dies, ebenso wie die Gründe, wieso wir streiten und einander oft nicht verstehen, auch mit unserer gewohnten Art der Kommunikation durch Sprache und Schrift zusammenhängen könnte, fragen wir uns normalerweise nicht.

Wir sind so gewohnt, uns durch Worte zu verständigen, dass wir uns kaum vorstellen können, ob dies auch anders möglich wäre. Um unsere gewohnte Weise der Verständigung einmal so zu betrachten, dass wir uns besser vorstellen können, warum diese unsere Wahrnehmung beeinflussen, verändern und uns damit von unserer inneren Weisheit entfernen kann, komme ich zurück zu unserem Beispiel mit dem Berg:

Vereinheitlichung unterschiedlicher Eindrücke

Wenn du und deine beiden Begleiter später wieder über diesen neu entdeckten Gegenstand sprecht und ihr nicht jedes Mal umständlich umschreiben wollt, was ihr meint, wäre eine einheitliche Bezeichnung praktischer, oder? Wie legt ihr nun diesen Begriff fest?

Wenn die Person, die den Berg als kalt und schroff empfunden hat, sich durchsetzt und ihr euch beispielsweise auf den Namen „der Schroffe“ geeinigt hättet, hat der Name für dich und die Person, die den Berg als beängstigend empfunden hat, noch etwas mit eurer Wahrnehmung, mit eurem Gefühl zu tun?

Die Entfernung vom Gefühl

Was glaubst du: wenn du durch einen festgelegten Namen die Empfindung eines anderen widergibst und die eigene dadurch unberücksichtigt bleibt und damit unterdrückt wird, wie fühlt sich das für dich an? - Fühlst du dich verstanden? Wie geht es dir, wenn du dich nicht verstanden fühlst?  

Aber wenn du diesen gemeinsamen Begriff mit der Zeit immer öfter benutzt und nicht mehr über seine Entstehung nachdenkst, sie immer mehr vergisst, bist du dann in der Wahrnehmung noch bei dir und deiner Empfindung?  

Durch die gemeinsame Verwendung eines festgelegten Begriffs seid ihr also gewissermaßen gezwungen, euch der ursprünglichen Empfindung eines anderen anzupassen, und so würde die Anwendung des gemeinsam verwendeten Worts nach und nach immer automatisierter erfolgen. Dadurch wird es immer weniger mit einem Gefühl verbunden und schließlich ganz von der ursprünglichen Empfindung getrennt existieren und verwendet. Das heißt, die Verwendung des Begriffs erfolgt dann nur noch durch den Kopf.

Worte sollen den jeweils gleichen Sinn für viele unterschiedliche Menschen ausdrücken. Sprache ist so zwar ein Instrument für eine vereinfachte Verständigung vieler - bei der ein gemeinsamer Begriff für etwas Bestimmtes benutzt und damit vereinheitlicht wird. Aber jeder, der ihn benutzt, kann etwas anderes empfinden und damit ausdrücken wollen als ein anderer.

Wie geht es dir, wenn du dich unverstanden fühlst?

Worte können deshalb niemals genau das eigene Empfinden ausdrücken, die ganze Weite, was an eigenen Erfahrungen und Rückschlüssen, der eigenen Innenwelten, dahinter steht. Das Erleben und die Empfindung des Einzelnen kann durch Worte nicht unverfälscht ausgedrückt werden. Die gefühlte Wahrheit geht dadurch verloren.  

Aber wir spüren es, wenn unsere innere Wahrheit nicht mit der eines anderen übereinstimmt, jeder aber auf der Richtigkeit seiner Deutung als die legitimierte vereinheitlichte Bedeutung besteht, die für alle zu gelten hat. Aber wer hat letztendlich Recht und wohin kann es führen, wenn wir einander nicht verstehen und uns angegriffen fühlen? Beginnt so nicht jede Auseinandersetzung bis hin zum Krieg?

Unsere verstandesgeprägte, kopflastige Denkweise ist so vertraut und präsent, dass wir in der Regel selten bewusst registrieren, dass wir in erster Linie fühlende Wesen sind und neben Sprache und Gesten auch immer über unsere Ausstrahlung kommunizieren. Um diese, unsere andere Kommunikation ohne Worte wird es im nächsten Beitrag „Die Sprache der Seelegehen.

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Wir sind mehr, als wir glauben

Unsere gewohnte Denkweise haben wir so verinnerlicht, dass wir uns kaum vorstellen können, dass wir auch anders wahrnehmen könnten.
Nicht nur das - dadurch fehlt uns sogar etwas Essenzielles. Etwas, das für unser Verstehen um die Auswirkungen auf unser eigenes und unser aller Leben und für unsere Ausgeglichenheit von unschätzbarem Wert ist.

Darum geht es in meinem Buch “Aus dem Gleichgewicht - Warum uns unser Verstand um den Verstand bringt” (hier bestellbar).

Und darum, den erfüllenden Teil von uns, der unserem Bewusstsein verloren ging, wiederzuentdecken. Denn wir sind mehr, als wir glauben ...

 

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