Die Entstehung unserer Glaubenssätze

Einflüsse, die unsere Selbstwahrnehmung beeinträchtigen

 

So wie wir als Erwachsene zu denken und wahrzunehmen gewohnt sind, ist uns nicht angeboren und es ist gar nicht so „normal“, wie wir üblicherweise glauben. Unser Kopf setzt unserer Wahrnehmung Grenzen, wir haben unsere gewohnte Art des Denkens jedoch so tief verinnerlicht, dass uns dies kaum auffällt und uns nicht in den Sinn käme, ob es auch anders möglich wäre.

Unser ursprüngliches, unbeeinflusstes Wesen

Wie ein unbeschriebenes Blatt – frei von Eindrücken, Erfahrungen und Rückschlüssen - beginnen wir völlig unvorbelastet unser Leben. Die Welt des Kindes ist noch eine andere als die des Erwachsenen. Es nimmt die Welt noch anders wahr, erlebt sich als Teil davon und nicht als etwas davon Unabhängiges, Eigenständiges.

Ein Kind spürt, wie sich sein Umfeld anfühlt, aber es kennt nicht die Bezeichnungen, die die Erwachsenen den Dingen gegeben haben und weiß noch nichts von den Kategorien, in die diese Dinge eingeordnet werden. So nimmt ein Kind einen Baum als Lebewesen wahr, nicht als irgendeinen regungslosen Gegenstand, denn es fühlt einfach, die Atmosphäre, die dieses Lebewesen umgibt. Auch anderen Menschen gegenüber hat ein Kind so auch noch ein ganz natürliches Gespür dafür, welche sich ihm offen und ehrlich zuwenden und welche nur vorgeben, das zu tun.

Urvertrauen, Verbundenheit

Die Welt der Erwachsenen mit ihren Einordnungen von Richtig und Falsch

Als wir noch nicht lange auf dieser Welt waren, gab es zwischen uns und allen Lebewesen keine Grenzen. Ein Kind fühlt sich mit allem verbunden. Als Erwachsene nehmen wir unsere Welt nicht mehr so wahr. Dann ist sie von Erziehung und erlernten Werten beeinflusst und von Verletzungen und Verhaltensweisen geprägt. Elternhaus, Institutionen und der jeweilige Zeitgeist sowie die dazugehörige Gesellschaft haben großen Einfluss darauf genommen, was wir heute als richtig oder falsch, wichtig oder nebensächlich, gut oder schlecht einstufen, wie die Welt zu sehen ist und wie man zu sein hat.

 

Glaubenssätze - Entstehung von Grenzen im Denken

Das alles setzt gewissermaßen einen Rahmen fest, innerhalb dessen sich unser Denken bewegt und durch den unsere Wahrnehmung begrenzt wird - so auch die Wahrnehmung unserer inneren Stimme.

Als Kind wurde uns immer wieder zu verstehen gegeben, wie wir uns zu verhalten haben: dass man tun muss, was die Erwachsenen sagen, sie nicht stören, ihnen nicht widersprechen darf, möglichst gute Leistungen in der Schule erbringen soll oder andere ähnliche Erwartungen, die an uns gestellt wurden.

Wurden sie nicht erfüllt, wurde man durch Enttäuschung und Verärgerung darüber mehr oder weniger mit Liebesentzug bestraft – die schlimmste Strafe für ein Kind, das sich nach nichts so sehr sehnt wie nach echter Liebe und Wärme - danach, sich von den Eltern angenommen zu fühlen. Diese waren jedoch durch ihre eigenen Prägungen oft nicht in der Lage, ihrem Kind uneingeschränkt diese essentielle Zuwendung zu geben.

Als Kind sind wir von unseren Eltern bzw. engsten Bezugspersonen abhängig, sonst können wir nicht überleben, und müssen uns ihnen anpassen. Dabei verinnerlicht ein Kind die Ansichten seiner Eltern. Da es noch nichts anderes kennt, glaubt es, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung und es nicht gut genug ist, wenn es den Erwartungen der Erwachsenen nicht entspricht. So entsteht dann ein Selbstbild, das von der Überzeugung geprägt ist, so zu sein, wie man ist, ist nicht gut genug.

Die Folgen unterschiedlicher Wahrnehmung

Unerfüllbare Erwartungen lassen den Glauben entstehen, nicht wertvoll zu sein und etwas leisten zu müssen, um den eigenen Wert zu steigern. Ein Kind kann die Erwartungen und Ansprüche, die an es gestellt werden, nicht verstehen – schon deshalb ist es kaum möglich, alle zu erfüllen. Doch das Gefühl, nicht liebenswert zu sein, wenn man es nicht geschafft hat, bleibt bestehen. Bei manchen führt dieser innere Konflikt zur Rebellion, bei anderen zur Resignation.

Da die Denk- und Verhaltensweisen der Erwachsenen seit vielen Generationen so erlernt und gewohnt sind, merken es die Eltern meist gar nicht, wie sehr sie ihr Kind verletzen, wenn sie ihm das Gefühl geben, dass es ihren Erwartungen nicht entspricht. Selbst sehr liebevolle und geduldige Eltern können nicht immer vermeiden, dass sie manchmal gestresst reagieren, und selbst wenn sie es nicht äußern, spürt das Kind die Veränderung der Stimmungslage. Es hat noch sehr feine Antennen für echte Empfindungen, fühlt mehr als es rational denkt.

 

Die Geburt des Egos

Der Bezug zur eigentlichen natürlichen Persönlichkeit und ihr unverfälschter Ausdruck gehen so immer mehr unter. Das Kind erlebt sich nun also nicht mehr in der ursprünglichen Verbundenheit mit allem, sondern als etwas von seiner Umgebung Getrenntes. Und damit wird das Ego geboren, das von Erlebtem und gezogenen Rückschlüssen gespeist wird. Daraus steuert unser Ego, womit wir uns identifizieren, wie wir die Welt wahrnehmen und was wir glauben.

 

Vertrauen in die eigene Wahrnehmung zurückgewinnen

Die gute Nachricht ist: Wir haben dieses Kind und seine Wahrnehmungsfähigkeit noch in uns – dieses Vermögen ist nur durch all das, was uns als Richtig oder Falsch beigebracht wurde, verschüttet.

Als Erwachsene verstehen wir kaum noch, dass es noch eine andere Art der Wahrnehmung als der vertrauten gibt; eine Art von Wahrnehmungsfähigkeit, die uns weitestgehend verloren gegangen ist, aber sich manchmal noch als Intuition zeigt. Ist sie weniger wahr als das, was unser Verstand uns sagt und zulässt? Worin unterscheiden sich Intuition und innere Stimme von unserem Verstand? Darum wird es im nächsten Beitrag dieser Reihe “Intuition, Bauchgefühl, innere Stimme - das unterschätzte Geschenk” gehen.

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Unser natürliches Gespür und ursprüngliche Wahrnehmungsfähigkeit wurde uns in unserer Kindheit weitestgehend abtrainiert und das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung dadurch sehr beeinträchtigt. Möchtest du dich mit dem Kind in dir zu verbinden, dich wieder in seine Welt, seine Wahrnehmung hineinversetzen? Eine Anregung dazu gab es für die AbonnentInnen der Inspirations-Mails (in der Ausgabe von März 2023).
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Wer schreibt hier?

Ich bin Karin Franken und gehe gerne in die Tiefe. Denn in unserem Inneren schlummern viele Schätze, die entdeckt werden wollen.

Die besten Antworten liegen in uns selbst. Mit meinen Beiträgen möchte ich dich deinen inneren Schätzen näher bringen.


 

Um unser ursprüngliches Wesen und den Zugang zu diesem erfüllenden Teil in uns geht es auch in meinem Buch “Aus dem Gleichgewicht - Warum uns unser Verstand um den Verstand bringt

 

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