Warum unser Kopf Grenzen setzt...

...obwohl sie uns nicht unbedingt gut tun.

 

Wer wäre nicht gerne vollkommen mit sich im Einklang? Innerlich so ausgeglichen, dass Selbstzweifel etwa, erst gar nicht aufkommen oder zwischenmenschliche Unstimmigkeiten und die Stürme des Lebens einem nichts anhaben können. Die Botschaften unserer Seele sind die besten, die uns dabei helfen können, zu erkennen und lösen, was uns dabei im Weg steht. Trotzdem fällt es oft schwer, die innere Stimme überhaupt wahrzunehmen.

Die Stimme unseres Verstandes ist uns vertrauter und erhält üblicherweise von uns mehr Aufmerksamkeit, als die leise Stimme unserer inneren Weisheit, die sich anders, subtiler bemerkbar macht. Warum das so ist, hat viel mit der Art und Weise zu tun, wie wir in unserer Gesellschaft zu denken gewohnt sind.

Aber wie denken wir denn eigentlich? Und ist es wirklich so „normal“, so zu denken, wie wir es gewohnt sind?

In unserer als normal akzeptierten Denkweise spielt die Vergangenheit eine ausschlaggebende Rolle. Wir gehen üblicherweise davon aus, dass Entwicklung linear abläuft und jeder neue Entwicklungsschritt dabei auf den vorhergehenden aufbaut, ohne diesen also nicht möglich ist. Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit von der Steinzeit bis heute an einem Zeitstrahl vorstellen, baut unsere Entwicklung kontinuierlich aufeinander auf. Heutige technisch ausgefeilte Errungenschaften wären nach diesem Prinzip nicht vorstellbar, ohne dass es zu Beginn bereits die Erfindung erster primitiver Werkzeuge gab.

 

Unser gewohntes Denken baut auf der Vergangenheit auf

So spielt die Vergangenheit immer eine Rolle in der Gegenwart. Auch in unserem persönlichen Leben: aus unseren Erlebnissen ziehen wir Schlussfolgerungen, diese dienen als Bewertungsmaßstab für zukünftige Ereignisse und so entstehen im Vorfeld bereits Erwartungen, die auf vergangenen Erfahrungswerten beruhen - wie bestimmte Befürchtungen. Das geschieht meistens so gewohnheitsmäßig und empfinden wir als so selbstverständlich, dass uns dies kaum auffällt und bewusst ist.

 

Kann es überhaupt eine andere Denk- und Wahrnehmungsweise geben als unsere gewohnte?

So wie wir zu denken und lernen gewohnt sind, ist es in vielen Bereichen zwar durchaus sinnvoll und hilfreich, auf frühere Erfahrungswerte zurückgreifen zu können. Dass dies aber auch unsere Wahrnehmung für die gegenwärtige Situation, wie sie sich unabhängig von unseren Erfahrungswerten darstellen würde, eingrenzen kann, ist uns aufgrund unserer gewohnten linearen Denkweise eher nicht bewusst.

 

Funktioniert Entwicklung nur durch aufeinander aufbauende Schritte?

Wir glauben doch eher, Entwicklung ist nur so möglich, können es uns kaum anders vorstellen. Aber vergangenheitsorientiertes Denken beeinflusst und begrenzt auch unsere Wahrnehmung des Augenblicks, weil es mit Erwartungen verbunden ist.

Unsere lineare Denkweise haben wir so verinnerlicht, dass sie uns selten bewusst ist, dass wir Erwartungen aufgrund früherer Erfahrungen haben.

Wann mache ich die Gegenwart von vergangenen Erfahrungen abhängig, und wann bin ich frei davon? Wann habe ich Erwartungen, und wann bin ich ganz neutral im Hier und Jetzt?
Hier ein paar Impulse zur Verdeutlichung:

  • In der Schule meines Kindes findet ein Elternabend statt. Ich bin unmotiviert, weil ich befürchte, dass es ein langer Abend mit vielen Diskussionen wird.
    Woher kommt meine Befürchtung?
    Egal, welche Vorstellung ich vorab von so einer Veranstaltung habe, worauf basiert meine Erwartung?
    Hat es mit vergangenheitsorientierten Erfahrungen zu tun oder nicht?

  • Wie entscheide ich, wann, wie oder ob ich die Wohnung putze (z. B. wenn sich Weihnachten Besuch angekündigt hat)?

  • Wie treffe ich eine Wahl, wo und was ich einkaufe?

  • Warum schließe ich die Tür ab, wenn ich das Haus verlasse?

 Vergangenheitsorientiertes Denken oder nicht?

Was macht es mit unserer Wahrnehmung, wenn Erwartungen wegfallen?

Mit unseren Vorstellungen und Einschätzungen setzt unser Kopf unserer Wahrnehmung Grenzen. Wenn diese nicht wären, wie würden wir wohl dann den Moment wahrnehmen?

Versuche doch einmal nachzuspüren, wie sich eine für dich belastende Situation anfühlen würde, wenn du keinerlei Erwartungen und Einschätzungen hättest. Was glaubst du, wie könnte sich das dann auf deine Wahrnehmung auswirken? Was würde sich ändern?

Den Moment unabhängig von der Vergangenheit wahrnehmen, verbindet mit der inneren Weisheit

Während wir es gewohnt sind, eine Situation eher aus unseren Erfahrungen und den Rückschlüssen, die wir daraus gezogen haben, heraus einzuschätzen, funktioniert die Verbindung zur inneren Stimme am besten vollkommen neutral und unbeeinflusst davon. Deshalb ist es hilfreich, mir den Unterschied zur gewohnten Denkweise bewusst zu machen, um den Unterschied zu erkennen. Das Bewusstsein darum kann neue, heilsamere Sichtweisen zulassen, die sonst von den Grenzen unseres Denkens verstellt werden.

Unsere Erwartungen und Bewertungen bilden so etwas wie eine geistige Mauer, die unsere  Wahrnehmung nur bis zu dieser Grenze zulässt. Warum diese Begrenzung nicht von Anfang an da ist und eigentlich nicht unserer natürlichen Art der Wahrnehmung entspricht, darum wird es im nächsten Beitrag dieser Reihe “Die Entstehung unserer Glaubenssätze” gehen.

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Die Impulse in diesem und einigen weiteren Beiträgen basieren zu einem großen Teil auf meinem Buch, das durch den Dialog mit der inneren Stimme entstanden ist, was auch zentrales Thema ist, um das es sich inhaltlich darin dreht. Worunter wir leiden und was der Kopf nicht einordnen kann, kann unsere innere Weisheit erklären, wenn wir wieder lernen, ihre Sprache zu verstehen und unsere innere Stimme bewusster wahrzunehmen.


 

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